Energieeffizienz mit Zukunft

Mit Mundschutz
zum Klimaziel

Kein anderes Thema prägte die politische und die öffentliche Landschaft vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie so sehr wie der Klimaschutz. Es verging kein Tag, an dem die Medien nicht darüber berichteten. Dies hat auch seine Berechtigung, denn zweifelsohne gehört der wirksame Schutz des Klimas zu den größten Herausforderungen, die unsere Gesellschaft zu bewältigen hat.

Auch wenn es jetzt zunächst darum geht, neben den gesundheitlichen Auswirkungen für die Bevölkerung den wirtschaftlichen Schaden in Grenzen zu halten und nach hoffentlich bald überstandener Corona-Pandemie die Wirtschaft wieder anzukurbeln, bleibt Klimaschutz eine wichtige Aufgabe. Das heißt aber nicht, dass dem Klimaschutz gegenüber dem kurzfristigen Wiederbeleben der Wirtschaft Vorrang eingeräumt werden darf, wie es zuweilen bereits gefordert wird. Ganz im Gegenteil: Die Erreichung der ambitionierten und langfristigen Klimaziele, die sich Deutschland und die EU gesteckt haben, kann nur gemeinsam mit einer starken Industrie in einer funktionsfähigen Volkswirtschaft angegangen werden.   

Hierzu wird auch die Nichteisen(NE)-Metallindustrie weiterhin ihren Beitrag leisten, da sie sich schon lange dem Klimaschutz verpflichtet. Auch deshalb haben sich die Metallproduktion und die -verarbeitung in den letzten Jahrzehnten verändert. Die NE-Branche gehört zu den Industrien, die bereits einen hohen Elektrifizierungsgrad vorweisen. Prozesse haben sich von emissions- zu stromintensiv gewandelt. Aspekte wie Energie- und Ressourceneffizienz haben inzwischen in den Unternehmensstrategien höchste Priorität erlangt. So leistet das Recycling einen enormen Klimaschutzbeitrag, da NE-Metalle nicht nur immer wieder ohne Qualitätsverlust dem Kreislauf zugeführt werden können, sondern der Energiebedarf der Sekundärproduktion zudem auch um ein Vielfaches geringer ist.

Klimaziele im globalen Vergleich

Die Klimaziele der EU waren im Vergleich zu anderen Regionen (namentlich China und USA) ambitioniert und sollen sogar noch ambitionierter werden, denn: 

  1. Die USA ist aus dem Pariser-Klimaschutzabkommen ausgetreten und muss/will sich somit nicht selbst verpflichten, CO2 einzusparen.
     
  2. China wird auch kein CO2 reduzieren, sondern sich lediglich im Rahmen des Pariser Abkommens selbst verpflichten, bis 2030 seinen Peak an CO2-Emissionen auszustoßen.
     
  3. Die EU wollte die Emissionen erst um 40 %, mit der Kommission von der Leyen jetzt um 50–55 % senken.

Folge/Sorge:

Wettbewerbsnachteil für hiesige Unternehmen durch höhere Produktionskosten

Effizienzsteigerungen in der NE-Metallindustrie

Außerdem hat die NE-Metallindustrie beträchtliche Effizienzsteigerungen vorzuweisen. Moderne Öfen werden eingesetzt und anfallende Abwärme stärker für Produktionsprozesse genutzt. In einer Pilotanlage ist zum Beispiel der weltweit effizienteste Schmelzofen für die Aluminiumprimärproduktion in Norwegen in Betrieb gegangen. Durch die innovative Technologie sinkt der Stromverbrauch je Tonne Aluminium um ca. 15 Prozent. 

Vielleicht noch wichtiger als die Effizienzfortschritte in der Produktion sind die Produkte, die die NE-Metallindustrie herstellt. Ob Aluminium für leichtere Flugzeuge, Blei für die Start-Stopp-Batterie, feuerverzinkte Gittermaste für den benötigen Ausbau der Netzinfrastruktur, Kupfer für die Solarthermie, Sondermessinge für kraftstoffeffiziente Motoren – all diese Beispiele zeigen nicht nur die Innovationskraft der deutschen NE-Metallindustrie, sie verdeutlichen vor allem, dass Metallprodukte notwendig für CO2-Einsparungen in allen Sektoren sind.

Deutschland gehört zu den Ländern mit den weltweit höchsten Umwelt- und Klimaschutzstandards. Daher ist es umso wichtiger, dass auch künftig Klimaschutzprodukte in Deutschland produziert werden können statt zu potenziell schlechteren Umweltbedingungen in anderen Regionen der Welt. Doch wie kann es sein, dass der oben genannte Aluminiumschmelzofen, der von deutschen Ingenieuren mitentwickelt wurde, nicht in Deutschland steht? Dies liegt an den relativ langen Amortisationszeiten, die eine solche Investition mit sich bringt, gepaart mit den bestehenden Klimaschutzregelungen, die den Energieverbrauch in Deutschland und der Europäischen Union deutlich verteuert haben. Der internationale Vergleich zeigt, dass industrielle Wettbewerber in Staaten wie China, den USA und Kanada teils erheblich niedrigere Energie- und Strompreise zahlen müssen als die deutsche Industrie. Der wohl gewichtigere Grund liegt aber an den noch anstehenden Klimaschutzregelungen, die weiterhin steigende Energiepreise erwarten lassen. Dies ist laut Institut der Deutschen Wirtschaft generell der Hauptgrund, warum entgegen dem Trend der übrigen Branchen das Bruttoanlagevermögen der energieintensiven Industrien rückläufig ist. In diesen Industrien nehmen die Investitionen lediglich in Ländern außerhalb der EU zu. 

Der internationale Vergleich zeigt, dass industrielle Wettbewerber in Staaten wie China, den USA und Kanada teils erheblich niedrigere Energie- und Strompreise zahlen müssen als die deutsche Industrie.

Das Brennstoffemissionshandelsgesetz für kleine und mittelständische Unternehmen

Auf nationaler Ebene führt die Bundesregierung zum einen mit dem Brennstoffemissionshandelsgesetz (BEHG) ab 2021 eine signifikante CO2-Bepreisung für kleine und mittelständische Unternehmen ein, die bisher zwar vom EU-Emissionshandelssystem erfasst, aber nicht zertifikatepflichtig sind. Zum anderen schreibt das Klimaschutzgesetz die CO2-Reduktion gesetzlich fest und setzt sie damit über alle anderen gesellschaftlichen Ziele. Die darin vorgesehenen Sofortmaßnahmen bei Verfehlung der Sektorziele schließen Eingriffe in das Eigentumsrecht und Produktionsdrosselungen oder -verbote nicht aus.

Man muss konstatieren, dass es derzeit offensichtlich keinen globalen Konsens gibt, wie das Klima zu schützen ist.

Kein globaler Konsens beim Klimaschutz

Auch die EU will, ungeachtet der Klimaschutzaktivitäten anderer Regionen, noch ambitionierter werden. In ihrem Green Deal hat sie angekündigt, das CO2-Reduktionsziel für 2030 zu verschärfen und bis 2050 Klimaneutralität anzustreben. Obendrein soll es statt eines effektiven Carbon-Leakage-Schutzes lediglich einen Grenzausgleich geben. Dies würde den Wettbewerbsnachteil für die hiesige Industrie nur vergrößern, da der Wegfall des bestehenden Carbon-Leakage-Schutzes die Produktionskosten umgehend erhöhen und somit Kapital in erheblichem Umfang binden würde. Aufgrund der Kapitalbindung ist es für jeden Unternehmer attraktiver, zu niedrigen Kosten in einem Drittstaat zu produzieren und bei Einfuhren in die EU eine Zusatzzahlung zu tätigen, als zu hohen laufenden Kosten in der EU zu produzieren und für seine Exporte eine Erstattung zu erhalten.

Im Dezember 2019 fand die jüngste Weltklimakonferenz statt. Erneut gab es keine nennenswerten Fortschritte. Man muss konstatieren, dass es derzeit offensichtlich keinen globalen Konsens gibt, wie das Klima zu schützen ist. Vor diesem Hintergrund gewinnt man den Eindruck, dass in Deutschland und in der EU lediglich das Erreichen der selbstgesetzten CO2-Reduktionsziele im Fokus steht anstatt effektiver Klimaschutz – ersteres um buchstäblich jeden Preis. Dieser Umstand wird weder der Bedeutung des Klimaschutzes noch der Verantwortung, die der Politik zukommt, gerecht und schränkt die Handlungsmöglichkeiten der Industrie für effektiven und effizienten Klimaschutz ein.

Veröffentlicht im Mai 2020